Die Kimberleys Teil3

Tag 11 – 25. Juni: Kununurra – El Questro

Nach dem Aufstehen und Wäsche waschen geht es zunächst zur Touristeninformation. Unsere Pläne bekommen einen Dämpfer: Man empfiehlt uns einen zweiten Reservereifen mitzunehmen. Wie sollen wir den aber unterbringen? Zumal man uns in Deutschland gesagt, es sei nicht zwingend notwendig. Wir klappern zwei Reifenhändler ab: der eine hat keine passenden Reifen und Felgen, der nächste will uns keine teure Neuware verkaufen und empfiehlt, im Notfall bei den Stations entlang der Gibb um Hilfe zu bitten. Dort könnte man uns meist helfen. Auf diese Hilfe waren wir aber zu unserer Erleichterung nie angewiesen. Anschließend noch ein Besuch beim Juwelier. Kununurra ist berühmt für Diamanten aus der nahe gelegenen Miene. Leider haben wir keine Zeit für einen Besuch. Im Sportgeschäft kauft Christian noch schnell ein neues Thermometer. Das alte und billige hat Sandra kaputt gemacht, das neue kostet mehr und funktioniert nur bedingt. Außerdem schieben sie uns einen unberechtigten Kreditkartenbeleg über knapp 100 Euro unter, den Lufthansa Credit Card später aus Kulanz erstattet. Nach einem Mango-Smoothie, und einem weiteren Tankstopp (hatten in der Nacht zuvor dummerweise nicht vollgetankt) geht es mit kräftiger Verspätung auf die Gibb.

Nach einer Stunde endet die Teerstraße: Vor uns liegen nun 705 Kilometer Piste, und wenn wir noch aufs Mitchell Plateau fahren sogar mehr als 1200. Kilometer. Unser erstes Ziel ist El Questro Station, eine Rinderfarm mit praktisch unendlich viel Land und Übernachtungsmöglichkeit – oder, anders gesagt, ein Edelressort mit Viehzucht. Aber selbst der Campground ist teuer: Zusammen mit den Eintrittsgeldern, den Tickets für eine Bootsfahrt auf dem Chamberlain Gorge sowie dem abend-lichen BBQ sind wir knapp 200 Dollar los. Immerhin erwischen wir einen der Standalone-Plätze zum Übernachten, die von niemandem einsehbar sind. Außer einigen Rindern auf der anderen Creekseite. Nach dem Lunch testen wir einen der ausgewiesenen Allrad-Tracks zum Pingeon Hole und spüren gleich die Grenzen des Autos. Erst durch einen Creek (Bach) hindurch, geht es auf der anderen steil nach oben. Da hätten wir statt L2 besser L4 wählen sollen (niedrige Allrad-Übersetzung mit viiiel Motorkraft). Immerhin lohnt der Blick vom Aussichtspunkt, ganz vorsichtig geht es wieder runter.

Die anschließende Bootsfahrt mit einer Rentnergruppe auf dem Chamberlain-River lohnt das viele Geld trotz Champagner und Fruchtspießen (wie in Dubai) nicht. Außer einigen Felsenzeichnungen (anders als im Kakadu Nationalpark) und einem Bergkänguru sieht man nichts, obwohl die Schlucht schön im Licht glänzt. Bei der geführten Sunset-Tour hätte man hingegen dutzende Wallabies gesehen.

Abends nutzen wir das angebotene BBQ mit frischen Filetsteaks und Barramundi mit Zitrone (eingewickelt in Alufolien) vom Grill – auch der Nachtisch ist sehr lecker und das Essen insgesamt sein Geld (25 AUS$ pro Person) wirklich wert. Zurück auf unserem Campground namens Emu lassen wir den Abend nett ausklingen und Christian filmt den Mond.

Tag 12 – 26. Juni: El Questro-Ellenbrae Station

An diesem Morgen werden wir von einem brünstigen Stier geweckt. Erstes Ziel Zebedee Springs. Leider sind die Thermalquellen, durchaus schöner als in Mataranka, völlig überlaufen. Auf dem Rückweg verzichten wir auf einen weiteren Allradtrack. Die Straße führt das erste Stück quasi im Bach für uns einfach zu viel Wasser. Als zweites Ziel steht die Wanderung in der El Questro Gorge auf dem Programm – ein leichter Track. Allerdings müssen wir auf halben Weg umkehren, weil eine unerwartete Wasserdurchquerung (nicht im Reiseführer erwähnt) nötig war und wir nicht unsere Ausrüstung dabei haben. Leider, vielleicht beim nächsten Mal.

So entscheiden wir uns, Kilometer zu machen und Zeit zu sparen. Problemlos meistern wir den Pentecost-River, angesichts des niedrigen Wasserstands ist die Durchquerung kein Problem. Allerdings verzichten wir auf eine zweite Durchquerung für unser Video – man soll ja das Schicksal nicht herausfordern.

Kurzer Lunch mit einem Outback-Burger in der Homevalley-Station. Der zottlige Hof-Hund mit Riesenohren schließt Sandra sofort ins Herz.

Übernachtung auf Ellenbrae-Station. Furchtbare Toiletten, Dusche mit Heißwasser dank Holzfeuer unterm Wassertank. Erneut schöner Sonnenuntergang. Wir kommen mit zwei Rentnerehepaaren ins Gespräch. Sie versorgen uns mit einer Suppe, wir laden sie zu frischem Damper ein. Beim Essen flüchten wir ins Auto, die Toiletten ziehen seltsame Tiere an. Erstmals machen wir selbst Feuer, Damper gelingt wieder vorzüglich. Langes Gespräch mit den vier Rentnern – auch über ernste Themen wie die grassierende Arbeitslosigkeit, Globalisierung und Jobverlagerung nach Indien.

Tag 13 – 27. Juni: Ellenbrae-Mitchell Plateau

Heute steht eine lange Etappe an. Wir wollen nach Möglichkeit die gut 300 Kilometer bis zum Mitchell Plateau schaffen. Zwischenstopp in Drysdale Station zum Tanken (1,75 AUS$ der Liter). Der Shop ist nahezu geplündert. Man sagt uns, dass die Zu-fahrt zum Mitchell Plateau möglich ist und ca. drei bis vier Stunden dauern wird. Die Straße wird zunehmend schmaler und ruppiger. Bei der Durchquerung des King Edward River sammeln wir wieder Erfahrung: Im Wasser möglichst nicht die Spur wechseln... Auf der Suche nach dem empfohlenen Campingplatz rammen wir beim Wenden einen Felsblock – glücklicherweise ohne Schäden.

Jetzt ist die Straße deutlich schlechter, teilweise geht es nur noch mit Tempo 30 weiter. Dafür geht es durch Wälder voll mit Livingston-Palmen. Nach ca. drei Stunden erreichen wir die Abzweigung zu den Mitchell Falls. Für die letzten sieben Kilometer brauchen wir gut 20 Minuten. Wir nutzen die frühe Ankunft und erholen uns. Den Tag beenden wir mit einer unschönen „Diskussion“ mit zwei Sidney-Sidern: Sie meinen, ihnen gehört die Parkbucht allein. Sind eh merkwürdig, unsere australische Volksmusik wie “Waltzing Mathilda” stört sie. Und die Mitchell Falls finden sie so schön, dass sie innerhalb von vier Tagen gleich vier Mal dorthin gewandert sind... Mittlerweile müssen wir schon überlegen, welcher Wochentag ist – Entspannung pur.

Tag 14 – 28. Juni: Mitchell Plateau King E. Camp

Morgens um sieben buchen wir zunächst unseren Heliflug für den Rückweg von den Mitchell Falls zum Campground. Wir entscheiden uns nicht, für die direkte „Taxi-Variante“, sondern werden noch einen Abstecher zu den Lower-Mitchell-Falls fliegen. Auf zum am weitest abgelegenen Punkt unser Tour. Vorbei an Felszeichnungen sowie den Little-Mertens-Falls und den Big-Mertens-Falls wandern wir zu den Mitchell Falls.

Nach gut zwei Stunden stehen wir an der Kante der Wasserfälle. Wir entscheiden uns, zunächst auf der anderen Seite hinunter zu gehen bzw. zu klettern, um die kaskaden-artigen Fälle aus der Ferne zu beobachten. Dann der erste Sturz: Auf einem Felsen rutscht Christian aus und reißt sich Hand und Arm auf, natürlich haben wir kein Pflaster dabei. Der Weg hat sich dennoch mehr als gelohnt: Von einer überhängenden Felsenspitze sehen wir Fälle in ihrer vollen Pracht. Obwohl nicht viel Wasser in die Tiefe stürzt, sind die Fälle dennoch imposant. Nach einer ausgiebigen Pause, gemeinsam mit einem weiteren Deutschen, und einem Foto-Stopp gehen wir zurück zur Spitze und erfrischen uns im Zufluss der Falls. Man darf nur oberhalb der Fälle schwimmen. In den mittleren beiden Becken soll angeblich die Schöpferschlange der Aboriginal People ab und zu leben, und unterhalb der Fälle besteht Gefahr durch Salzwasserkrododile. Wir genießen noch eine Weile das Spektakel und starten dann pünktlich zum Helikopter-Abenteuer. Am Landepunkt warten wir gemeinsam mit einer Australierin, die wir am Vortag bereits bei einer Reifenpanne gesehen hatten und deren Mitreisenden wir in den nächsten Tagen bis Tunnel Creek immer wieder treffen wer-den. Erneut „mit ohne Türen“- also seitlich offen - fliegen wir erst über die Higher-Mitchell-Falls (Punamii-unpuu in der Sprache der Aboriginal People), dann über die Lower-Mitchell-Falls und schließlich zu der Stelle, wo sich das Süßwasser des Mitchell River mit dem Salzwasser der Timor See (Teil des Indischen Ozeans) mischt.

Kleiner Schock am Campground: Vorne links baumeln Blinker und Begrenzungs-leuchten nur noch am Kabel, die Schrauben haben sich während der Fahrt gelockert und sind verloren gegangen. Auf einem Foto erkennen wir später, dass es schon am Vorabend defekt war – und doch nicht die Rache eines erzürnten Sydney-Siders ist. Auf Karstens Tipp hin haben wir Tape dabei und flicken unseren Bushie wieder zusammen.

Was machen wir den Rest des Tages: Faullenzen, zu den Surveyors Pools fahren oder uns auf den Rückweg machen? Der Ranger empfiehlt, auf den harten und langen Track zum eher unspektakulären Pool zu verzichten. So machen wir uns auf den Rückweg. Und was passiert: Nach einer kurzen Pause und Check der Lampen fährt Sandra weiter – und nach einer etwas größeren Bodenwelle, die Sandra nicht ge-sehen, hat verlieren wir erneut unseren Blinker. Also erst mal wieder neu Tapen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Campground am King Edward River. Nach Nachfrage bei zwei Anglern, ob irgendwo noch Freshis sind und diese meinten irgendwo, da hinten nimmt Sandra noch schnell ein erfrischendes Bad. Wieder einmal grillen wir und genießen Sonnenuntergang und Sternenhimmel. Auf dem Rückweg vom Toilettenhäuschen im Dunklen findet Christian fast unser Auto nicht wieder.

Tag 15 – 29. Juni: King E.Camp-Manning Gorge

Noch vor Sonnenaufgang steht Christian auf: Er filmt den Sunrise – gleich im Zeitraffermodus. Nach dem Frühstück besichtigen wir noch einige Felsenmalerein, ehe es auf den langweiligen Weg zurück Richtung Drysdale Station geht. Auf den Honeymoon-Strand im abgelegenen Kalumburu sowie den extrem einsamen Drysdale River NP müssen wir aus Zeitgründen leider verzichten.

In Drysdale Station schraubt uns der Tankwart unser Auto wieder zusammen und ermahnt uns anschließend, langsamer zu fahren! Offenbar hat er bei der Luftdruck-Kontrolle festgestellt, dass die Reifen sehr heiß waren. Ansonsten sind die Reifen in Ordnung, auch wenn er den einen sehr kritisch beäugt. Für vier AUS$ je Flasche kaufen wir noch zwei Flaschen Mineralwasser, ansonsten ist der Shop ziemlich leer gekauft. Wir testen noch den Cake of the Day – wie am Vortag der Karottenkuchen und verabschieden uns bei den beiden Rentnerehepaaren aus Ellenbrae Station, die jetzt auf dem Weg aufs Mitchell Plateau sind. Auf der Gibb trifft man sich immer wieder.

Nach weiteren 60 Kilometer auf der Kalumburu-Road treffen wir wieder auf die Gibb. Nun geht es weiter Richtung Derby – mit jedem Kilometer mehr rückt die Teerpiste leider wieder näher. Und die Piste ist nach wie vor in guten Zustand, obwohl uns entgegenkommende Reisende in den Tagen zuvor gewarnt hatten. Nach dem vielen Regen zu Beginn unserer Tour hätte uns das nicht gewundert. Der Grader leistet gute Arbeit.

Am Nachmittag erfrischen wir uns in der Barnett River Gorge. Die letzten Meter lassen wir das Auto stehen und laufen. Man hätte den Track zwar befahren können, angesichts der großen Steine wollen wir jedoch die Reifen schonen. Das Wasser ist ziemlich erfrischend und kurzzeitig sind wir auch die einzigen Besucher. Auf dem Rückweg klettern wir noch den Hügel hoch und genießen den Ausblick.

Da uns die vielen Fliegen stören, fahren wir doch weiter und erreichen um 17 Uhr das Barnett River Roadhouse, wo die Zufahrt zur Manning Gorge ist. Nach einigem Suchen entdecken wir noch ein ruhiges Plätzchen. Da unser Dosenöffner defekt ist, musste Sandra Ersatz besorgen. Dabei lernen wir ein Schweizer Paar (Marc und Isabelle) kennen und beenden den Tag bei Keksen, Obstsalat aus Dosen und heißem Kaffee. Wir beschließen, am nächsten Abend gemeinsam zu grillen.

Tag 16 – 30. Juni: Manning Gorge

Die Nacht war wieder extrem kalt. Erneut sind die Scheiben beschlagen. Erst mit Sonnenaufgang wird es warm, dann aber schnell. Relativ früh machen wir uns auf den Weg zu den Upper Manning Pools. Nach gut 90 Minuten – erst einen Hügel hinauf, dann quer durchs Buschland und wieder herunter – erreichen wir das Wasserloch samt Wasserfall. Das Wasser ist ziemlich kalt, dennoch gehen wir baden und schwimmen zu den Falls. Beim Picknick gönnen wir uns ein kühles VB und sonnen uns. Dann erreichen auch unsere Schweizer Freunde den Spot. Auf dem Rückweg sammeln wir Feuerholz, ehe Christian sich bei der letzten Creek-Durchquerung ins Wasser setzt: Die Hose schwarz vor Schlamm, die Stiefel bis oben mit Wasser gefüllt. Sturz Nummer Zwei.

Da der hintere Reifen scheinbar anders aussieht wie an den Tagen zuvor, testen wir Karstens Kompressor. Aber der Eindruck täuschte, der Reifen ist ok. Somit kann der nagelneue, unbenutzte Reservereifen an der Hecktür bleiben. Wir kühlen uns in Lower Manning Gorge ab und flüchten zwischenzeitlich zum Sonnen und Schutz vor mehreren Freshies auf eine Felseninsel. Unsere Australier vom Mitchell Plateau sind auch schon da.

Die beiden Schweizer bringen kräftig Feuerholz mit. Und Marc als gelernter Pfadpfinder macht ordentlich Feuer. Leider brennt das Holz schnell runter, auch unsere Koh-len sorgen nur für wenig Glut. Bei den Schweizern gibt es frische Lammsteaks, bei uns Hotdog-Würstchen. Nach vier Tagen hatten wir am Vorabend unser Frischfleich aufgegessen. Zum letzten Mal, das wissen wir aber erst später, backen wir wieder Damper. Dieses Mal mit Wasser statt Bier und mit doppelt Rosinen. Beim Feuer stellt sich heraus, dass Marc vor der Abreise Sandras Arbeitgeber noch ein Marketingtool offeriert hatte. Viele tausend Kilometer von daheim, mitten im Outback, holt uns für einige Minuten der Alltag wieder ein. Leider brennt das Feuer schnell nieder, so dass es zu kalt wird.

Tag 17 – 1. Juli: Manning Gorge – Bell Gorge

Während die beiden Schweizer weiter gen Nordosten Richtung Kununurra fahren geht’s für uns weiter gen Südwesten. Unser erster Stopp: Galvans Gorge, eine kleine Gorge 500 Meter neben der Gibb. Klein, aber Fein. Mit bezaubernden Seerosen, Felsmalereien, einem Boab oberhalb der Gorge und einem Wasserwaran, der sich auf einem Ast sonnt. Weil’s noch recht früh am Tag ist verzichten wir aufs Baden. Der nächste Jump-Up (Anstieg) auf der Gibb wird geteert.

Als nächstes steuern wir Adcock Gorge an, Christian schimpft über den steinigen und feuchten Weg. Auch hier wieder Seerosen. Auf den Abstecher nach Lennard River Gorge verzichten wir. Die Schlucht soll nicht sehr so schön sein und der Track e extrem schlecht.

Bei Imintji Station machen wir eine Pause zum Eis-Essen, treffen auf eine Familie aus Berlin. Von den weißen Pächtern, die Station gehört der örtlichen Aboriginal-Community, erfahren wir, dass Cape Leveque (unser Ziel für die letzten Tage) sehr schön sei, aber nur zu erreichen über die „schlechteste Straße im Outback“.

Wir fahren weiter nach Bell Gorge. Leider sind die Einzelstellplätze bereits vergeben, so dass wir auf dem großen Campground übernachten müssen. Vorher aber fahren wir zu Bell Gorge. Da der Weg nicht weit und laut den Berlinern einfach ist, verzichten wir auf die Stiefel (Christians sind eh noch nass). Ein großer Fehler. Der erste Teil ist in der Tat easy. Wenn man jedoch baden möchte, muss man über Felsen und Geröll hinunter klettern. Selbst Sandra muss angesichts unserer schlechten Ausrüstung schlucken. Dennoch wagen wir den Abstieg und werden mit einem Bad im kalten Wasser belohnt. Wir schwimmen bis zu den Falls vor und machen eine überraschende Feststellung: Wenn das Wasser von oben kommt, ist es noch angenehm warm. Der Pool unterhalb aber ziemlich tief und schattig, und so ist es wirklich eine eisige Erfrischung. Beim Herausklettern müssen wir extrem aufpassen. Die Felsen sind mit Algen bewachsen und ziemlich glatt. Beim Filmen läuft Christian gegen eine Kante und fällt auf den Rücken. Außer Schmerzen nichts passiert, die Video-Kamera streckt er weit von sich in die Höhe. (In Deutschland wird sich später herausstellen, dass der kleine Zeh dabei zersplittert ist. Kein Grund zu Sorge). Nach Sturz Nummer drei geht es vorsichtig zurück. Abends gibt es gebratene Dosenwurst und Salsa auf Tortillas. Es ist abends wieder etwas wärmer. Wir diskutieren die weitere Route: Christian möchte die Gibb ein Stück zurück fahren und in der Diamond Gorge beim Mornington Wilderness Camp Kanu fahren. Sandra hingegen will zum Baden nach Cape Leveque.

Tag 18 – 2. Juli: Bell Gorge – Windjana Gorge

Von der Telefonzelle rufen wir sicherheitshalber schon einmal in Cape Leveque an: Wegen der Schulferien in Westaustralien bis auf eine Nacht alles ausgebucht. Entscheidung vertagt. Zurück auf der Gibb beschließen wir, zum Ende der Tour nach Middle Lagoon zu fahren – auf halbem Wege zwischen Broome und Cape Leveque gelegen. Allerdings funktioniert unser Satelliten-Handy nicht, so dass wir uns mit der Reservierung gedulden müssen. Entspannt fahren wir weiter, nur einmal muss Sandra einer Schlange ausweichen, die quer zur Fahrbahn genau in der Mitte liegt.

Pünktlich zum Lunch erreichen wir Windjana Gorge. Erst durch eine schmale Spalte im alten Devonian Reef, zu dem auch Tunnel Creek gehört, geht es dann entlang der Gorge. Vor zwölf Tagen standen wir ca. 100 Kilometer weiter südlich an Geikie Gorge schon einmal an diesem Riff. Und wir werden nicht enttäuscht: Ungezählte Süßwasserkrokodile liegen am Flussrand. Passend für Foto und Video bewegt sich eines und reißt das Maul auf. Auch wenn Freshies für den Menschen nahezu ungefährlich sind, verzichten wir aufs Schwimmen.

Stattdessen steuern wir Tunnel Creek an – ein Bach, der sich im Lauf der Jahrhunderte durch den Fels gegraben hat und durch den man durchwaten kann. Am Eingang müssen wir leider feststellen, dass wir uns allein, nicht zuletzt weil wir zu wenig Licht haben nicht durchwaten können (Sandras Maglite und Christians Stirnlampe). Aber wir haben Glück: Unsere drei Ehepaare (Opalminen- und Weinbergbesitzer) haben die gleichen Pläne und sind mit starken Handscheinwerfern ausgerüstet. Gemeinsam bewältigen wir den Walk. Innen ist es wirklich nahezu finster, mal geht es durchs kalte Wasser, mal über Sandbänke, mal über Steine. Genau in der Mitte ist noch ein Durchbruch, durch den Tageslicht hineinfällt. Am Ende wartet ein kleines Bade-Paradies zum Relaxen unter Palmen. Da Sunset naht und uns durch das kalte Wasser schon kühl ist, wandern wir zurück. Am Straßenrand genießen wir noch ein letztes Mal den Sonnenuntergang im Outback.

Am Campground sichten wir unsere Vorräte und sortieren überflüssige Konserven aus. Da wir die nächste Nacht in Broome verbringen, können wir uns wieder mit frischen Lebensmitteln versorgen. Heute abends gibt es Nudeln – mit der gleichen Basilikum-Tomatensoße wie in Deutschland. Der Globalisierung sei dank... Nach dem Essen verschenken wir unsere überzähligen Vorräte an vier deutsche Backpacker und eine Engländer. Sie laden uns dafür zu Wein aus Tetrapak ein. Christian redet noch mit den Australiern: Sie sind bereits die Canning Stock Route gefahren und empfehlen, sie auf eigene Faust zu bewältigen. Kein Problem, aber sehr schön und sehr einsam, heisst es.

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