Metropole Sydney Teil3

Tag 22 - 23.Dezember

Letzter Schultag. Leider geht mein Plan nicht auf, wenigstens heute einmal zu spät zu kommen. Heute trainieren wir Bewerbungsgespräche. Jeder darf sich einmal als Personalchef und einmal als Bewerber versuchen. Offenbar ist mein Auftritt überzeugend: Mich möchte jeder einstellen. In der Pause erhalte ich mein Abschlusszertifikat. Und nach Schulschluss und Lunch in der Pitt Street Mall, damit Sandra mein Mittagsstammtisch kennen lernt, geht es letztmalig ins „Cheers“ – im Pub gilt Abschied zu nehmen von den Mitschülern nach drei Wochen Unterricht.

Dann ziehen wir um. Über Weihnachten haben wir ein Appartement in der Nähe von Bondi Beach gebucht. Leider eine Fehlentscheidung. Das Appartement ist wenig wohnlich und weit weg vom Strand. Außerdem kostet die Fahrerei in die City viel Zeit. So wie heute: Gerade erst mit Gepäck und Taxi herausgefahren, müssen schon bald wieder zurück. Denn am Vorabend von Heiligabend treffen wir Dieter und Elvira, die Organisatoren des Frankfurter Stammtischs und seinerzeit für ein Jahr in DownUnder, im Glenmore-Hotel, einem Pub in “The Rocks”. Leider ist auf der Dachterrasse, mit schönem Blick auf die Oper, kein Platz mehr.

Tag 23 – 24. Dezember (Heiligabend)



In Australien wird Weihnachten erst am 25.12. gefeiert, dennoch herrscht Weihnachtsstimmung überall. Wir decken uns im Supermarkt mit Lebensmitteln ein, inklusive deutschem Weihnachtsgebäck.

Und wenn wir Heiligabend schon nicht in Deutschland sind, dann wollen wir es komplett anders feiern: Für uns steht heute der Bridge-Climb auf die Spitze der Harbour-Bridge auf dem Programm.

Pünktlich um 10.35 Uhr sind wir dort, um das dreistündige Abenteuer zu erleben. Zunächst stehen umfangreiche Vorbereitungen an: Nach Abzeichnen des Haftungsausschlusses und Alkoholtest beginnt die Einkleidung. Jeder Teilnehmer erhält einen Ganzkörper-Overall und die Empfehlung, angesichts der Hitze auf weitere Kleidung zu verzichten. Anschließend gibt es einen Sonnenhut und Taschentücher zum Befestigen am Overall. Denn eigene Kleidung und Ausrüstung wie Fotoapparat und Sonnenhut sind verboten (außer die Brille und für diese gibt es auch noch einen Befestigungsbendel). Schließlich wird der Karabiner befestigt und an einem Stück Brückennachbau getestet, ehe wir noch mit einem Headset verkabelt werden. Und auf geht’s mit unserer Gruppe und dem Guide.

Zunächst steigen wir über ein paar Treppen auf die Ebene unterhalb der Fahrbahn. In luftiger Höhe (vielleicht 50 Meter über dem Boden) gehen wir dann über einen schmalen Pfad – Board- oder Catwalk genannt – bis zum Pylon (Brückenpfeiler) nach vorn. Am Beginn der Brücke steigen wir über vier Leitern einer nach dem anderen nach oben. Hoch geht es auf der Ostseite mit Blick auf die Oper. Ich mache den Fehler und schaue beim Klettern nach unten… Da wird einem schon etwas mulmig. Obwohl wir die ganze Zeit angeleint sind, steht an jeder Leiter zusätzliches Sicherheitspersonal. Und dann steigen wir den Kleiderbügel hinauf. Angesichts der breiten Stufen ist es in der Tat wie ein Spaziergang. Zwischendurch immer wieder Pausen, in denen der Guide Interessantes über die Brücke erzählt. Beispiele: 1.439 Stufen sind zu meistern, und bereits mehr als 1.000 Paare haben sich auf der Brücke trauen lassen. Und dann endlich sind wir oben und genießen den Blick aus 134 Metern Höhe. Atemberaubend die Sicht auf das Opernhaus und die gesamte Bucht . Leider ist es extrem diesig, so das Ausblick weniger schön als erwartet ist. Zudem ist es extrem heiß mit etwa 35 Grad und sehr windig. Der Guide macht erneut Fotos –Gruppenbild ist inklusive – und Einzelaufnahmen. Danach kreuzen wir die „Fahrbahn“ in luftiger Höhe und steigen auf der Westseite mit Blick auf Darling Harbour wieder ab. Zum Glück: Denn es windet zunehmend kräftiger auf mit Böen von bis zu 75 Stundenkilometern. Nach gut drei Stunden sind wir wieder zurück. Etwas erschöpft, aber glücklich. Zum Vergleich: 1999 bezeichnete ich die Idee des Bridge-Climbs als verrückt. Aber schon 2001 war es mir „nur“ noch zu teuer… Wir kaufen noch ein Foto, das uns vor der Brücke zeigt.

Eigentlich wollten wir nach dem Bridge-Climb nach Bondi an den Strand. Aber trotz der sommerlichen Temperaturen lädt das Wetter dazu nicht ein. Im berühmten Bakers Oven Cafe, wo Christian schon 1999 war, gibt es Lunch. In einem kleinen Souvenirshop findet Christian endlich ein Echidna, das Weihnachtsgeschenk für Sandra. Anschließend schlendern wir durch das Museum of Contemporary Art (nicht zu empfehlen) und weiter in unser Lieblingscafe „Portobello“, direkt am Circular Quai und mit Blick auf Oper und Brücke. Eiscafe und Lime-Kuchen. Und da gerade die Fähre nach Darling Harbour ablegt, schippern wir wieder einmal übers Wasser und schlagen die Zeit tot.

Abends Dinner in der Pizzeria „Papa Giovanni“ an der Strandstraße.

Tag 24 – 25. Dezember (Christmasday)

Merry christmas! Typisch australisch findet die Bescherung zum Frühstück statt: Obwohl Sandra ja einen Teil ihres Geschenks bereits genutzt hat, soll auch sie etwas zum Auspacken haben. Einen kleinen Stoff-Echida, eingewickelt in das Gratis-Geschenkpapier aus der örtlichen Tageszeitung, gibt es für sie noch.

Wie alle Australier zieht es uns heute an den Strand, allerdings ohne Weihnachtsmannmütze und Plastiktannenbaum. Wir relaxen in der Sonne. Und trotz der Hitze entscheiden wir: Wir können nicht den ganzen Tag faul in der Sonne liegen. Wir starten zur berühmten Küstenwanderung nach Cogee-Beach. Den ersten Abschnitt bis Bronte Beach hatten wir jeder schon allein gemacht. So schön die Küste inklusive Friedhof auch ist, bei der Hitze macht die Wanderung keinen Spaß. Wir entdecken eine kleine bezaubernde Bucht und gehen nochmals Baden. Damit belassen wir es für heute. Mit dem Bus zurück, in Bondi Junction erwischen wir dann leider den falschen. Das Bus-Drama geht weiter.

Zum Abendessen in „Nicks Bondi Pavillion“, dem einzigen Restaurant direkt am Strand. Christian hatte hier schon an seinem ersten Tag einen Tisch reserviert. Und typisch-australisch gibt es für ihn Känguruh, für Sandra Lachs. Und anschließend jeder noch ein geniales Christmas-Dessert mit viel Pudding und vielen frischen Erdbeeren. Zum Tagesschluss sitzen wir noch am Strand, wo im Gegensatz zu den Vorjahren nicht die Backpacker der Welt feiern. Nach den Unruhen an den Stränden herrscht ein großes Polizeiaufgebot. Und damit viel Ruhe.

Tag 25 – 26. Dezember (Boxingday)

Wir machen heute das, was alle Sydney-Sider heute tun: den großen Segelyachten beim Segelrennen von Sydney nach Hobart auf Tasmanien zu schauen. Die Wartezeit auf den Bus nach Watson Bay nutzen wir, die Zeichnungen bzw. Ritzungen der Aboriginals auf dem öffentlichen Golfplatz von Bondi anzuschauen. Anders als bislang von uns gesehen, handelt es sich dabei um Zeichnungen, die in den Gesteinsboden ebenerdig eingeritzt wurden.

In Watson Bay und The Heads an der Mündung herrscht schon eine Stunde von dem Start buntes Treiben. Aber wir finden sogar noch einen Platz im Schatten, um auf das Startsignal zu warten. Die Bucht ist so voll mit Booten, das man fast schon übers Wasser laufen könnte. Und nach dem Start jagen die Zuschauerboote den Sportjachten aufs Meer hinterher. Ein wirklich einmaliges Erlebnis. An The Gap schauen auch wir den Booten auf dem Pazifischen Ozean nach.

Da die Fähre wider Erwarten leider nicht fährt, müssen wir den Bus Richtung Innenstadt nehmen. Zu unserem Glück, denn er hält direkt vor der Mietwagenstation. Für die nächsten vier Tage haben wir ein Auto, um das nördliche Umland zu erkunden. Allerdings kann man unseren Hyundai nur als Strand-Car bezeichnen...

Da unsere Tage in Sydney knapp sind, gehen wir auch heute wieder gut essen. Unser Ziel: das berühmte Seafood-Restaurant “Doyles”, gegründet 1885, in Watson Bay. Mit Blick auf die untergehende Sonne und die Skyline geniessen wir einen wunderbaren Abend, so wie es sich für Weihnachten gehört. Nach einem Krabbencocktail gibt es John-Doyle-Fish und Barramundi, dazu hauseigenen Wein. Es hätte auch Gewürztraminer gegeben. Auf der Speisekarte wird versprochen: „No charge for extra portion of fish“, damit bei Doyles jeder satt wird. Das nutzt Christian nach dem reichhaltigen Fisch aus und behauptet, immer noch hungrig zu sein. Und prompt gibt es noch eine Portion Fish and Chips, gebacken in einem sehr leckeren Bierteig, gratis aufs Haus. Den leckeren Dessert mit viel frischen Erdbeeren teilen wir uns, ungeachtet der Aufforderung der Kellnerin: Lets fight. Neben dem Restaurant am Strand gibt es auch einen Biergarten mit Self-Service und günstigeren Preisen sowie ein Restaurant auf der Pier.

Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen kurzen Abstecher zum “Hard Rock Cafe”, um ein weiteres Glas mit Sydney-Aufdruck für Christians Sammlung zu kaufen. Und wir erkunden, wo wir am nächsten Morgen frühstücken gehen wollen …

Tag 26 – 27. Dezember

… denn wir gönnen uns ein Frühstück bei Bill Granger. Er gilt als King of Breakfast in Sydney und betreibt drei Restaurants. Wir hatten seine Koch-Show bei RTL2 gesehen und bereits im Sommer in Perth das erste Kochbuch gekauft. Nun wollen wir das Original testen. Und das Frühstück ist wahrlich himmlisch: Rühreier mit Speck und Pancake mit Bananenbutter.

Mit vollem Magen machen uns auf Richtung Norden: Zunächst wollen wir Port Stephens, die selbst ernannte Hauptstadt der Delphine ansteuern. Und anschließend zwei Nächte in der berühmten Weinregion vor den Toren Sydney, dem Hunter Valley, verbringen.

Nicht ganz überraschend starten mit uns viele Sydney-Sider in den Weihnachtsurlaub. Aber dass es so dermaßen langsam im Schritttempo voran geht, nervt uns. Für die Strecke Sydney bis Port Stephens brauchen wir etwa doppelt so lang wie üblich, allerdings machen wir auch einen Abstecher: Ich zeige Sandra das Haus, in dem ich drei Wochen während des Sprachkurses gelebt hatte.

Auf der Halbinsel von Port Stephens hatten wir vorab ein ganz idyllisches Bed- and Breakfast-Hotel entdeckt: Und das Anwesen „Larkwood of Lemon Tree B&B“ ist wirklich ein Traum. Nur drei wunderhübsche Zimmer, eine Terrasse unter Palmen. Und eine sehr engagierte Gastgeberin, die uns gleich frischen Kaffee serviert und für den nächsten Tag eine Tour mit dem Katamaran bucht. Aber wir hüpfen nicht in den Pool, sondern fahren an den Strand. Dort ist Brandungsbaden angesagt und ein Spaziergang durch die Dünen. Wie schon in Broome im Sommer treffen wir auf eine kleine Kamel-Karawane.

Auf zur Koala-Safari: Unser B&B-Hotel liegt in einem Naturschutzgebiet, und am Vorabend waren noch zwei Koalas gesichtet worden. Und da wir Koalas noch nie in freier Wildbahn gesehen haben, machen wir uns auf zu einer Safari. Trotz Unterstützung leider vergeblich. Abendessen in einer Fischbude - Gosch in Australien.

Tag 27 – 28. Dezember

Frühstück auf der sonnigen Terrasse. Unsere Gastgeberin serviert individuell nach unseren Wünsch. Pancakes und Eier. Angesichts der Location genauso gut wie bei Bill am Vortag in Sydney. Und dann müssen wir uns leider schon verabschieden. Da die Nächte im Hunter Valley schon gebucht waren, konnten wir nur eine Nacht bleiben. Nach dieser guten Erfahrung wollen wir künftig öfter in einem B&B übernachten. In Südafrika hatten wir noch schlechte Erfahrung gemacht.

Gerade noch rechtzeitig kommen wir am Hafen von Port Stephens an, um unseren Katamaran zu besteigen. In der Bucht leben derart viele Delphine, dass die Touroperator quasi eine Garantie abgeben. Und sieht man wider Erwarten doch keine, gibt’s das Geld zurück. Wir werden nach 20 Minuten fündig. Um uns herum tummeln sich viele Delphine. Einfach schön, die lieben Tiere zu sehen. Anschließend kreuzen wir noch bei Chillout-Musik durch die Bucht. Während Sandra im Netz liegt, leidet Christian. Ihm ist weniger von den Wellen als vielmehr beim Filmen leicht übel geworden. Aber wir überstehen die Bootstour gut. Die Tour auf dem kleinen Kat hat sich wahrlich gelohnt. Auf den anderen Booten sind wesentlich mehr Touris an Bord.

Mittagessen beim Subways und erneut ein Strandbesuch. Aber das Wetter trübt sich ein, wir gehen nicht ins Wasser.

Wir fahren gemütlich zurück Richtung Sydney ins Hunter Valley. Durch einen Ort auf dem Weg kreuzen wir mehrfach: Dort hatten wir auf dem Hinweg ein Campingzubehör-Shop entdeckt. Wir finden es wieder und kaufen einen Campoven für Uta und Karsten.

Unser Hotel im Hunter Valley ist wirklich traumhaft. Und zum Hunter Ressort gehört auch eine Hausbrauerei: Bei der Bierprobe gibt es Gläser wie beim Kölsch. Vorher hüpfen wir noch in den Pool. Endlich haben wir auf unseren Reisen mal die Zeit dafür und können etwas relaxen. Abendessen im „The Cellar“ in „Hunter Gardens“ , einem netten Restaurant, leider sehr spät. Wer zur Hauptreisezeit nicht früh bucht, muss sich mit einer späten Reservierung begnügen.

Tag 28 – 29. Dezember: Hunter Valley

Gut gestärkt vom Frühstücksbuffet starten wir zur Weinprobe. Was wir nicht ahnen: Mit 44 Grad wird es einer der heißesten Tage des Jahres. Am Vormittag belebt etwas Prickelndes im Allgemeinen ja den Kreislauf. Das „Petersons Champagne House“ ist für Sekt bekannt, doch wir entscheiden uns für einen Semillon „Botrytis“, aber als Dessertwein. Besonders erfreulich: Anders als in Südafrika sind Weinproben hier im Hunter Valley kostenlos.

Zweite Weinprobe dann in „Pepper Tree Wines“, einem dem exklusivsten Weingüter. Auch hier greifen wir mit einem „Shiraz 2002“ zu. Zum Dinner versuchen wir, im angeschlossenen Restaurant, dem besten in der Region, einen Tisch zu bekommen. Leider vergeblich.

Zum Lunch entdecken wir eine kleine Bäckerei mit leckeren Wraps. Und ausgerechnet im noblen Hunter Valley sehen wir unsere erste Aldi-Filiale. Da wir nicht nur die großen, bekannten Weingüter probieren wollen, probieren wir nun unser Glück auf eigene Faust. Die Suche lohnt sich: Wir entdecken das vielfach prämierte Boutique-Weingut „Petersons Wines“ und nehmen gleich zwei Flaschen mit. Da sie angeblich noch gut fünf Jahre lagern können, erwägen wir sogar, eine Kiste nach Deutschland verschiffen zu lassen. Wir lassen es dann aber doch, aber bekommen eine leere Kiste für den Transport mit. Auf einer Bank zwischen den Reben genießen wir noch einige Leckerein aus der Bäckerei.

Am Nachmittag stehen noch zwei weitere Proben an: Bei „Rosemount“ ist der Service ziemlich lausig, und bei „Lindemans“ gibt es gewohnt gute Qualität. Die Hitze macht uns jetzt doch zu schaffen. Auf dem Rückweg wollen wir noch einen Tisch zum Dinner reservieren. Es ist aber alles ausgebucht, so dass wir das hoteleigene Restaurant testen. Aber zunächst gönnen wir uns ein kühles Bier und springen in den Pool. Abendessen auf der Terrasse, auch der hoteleigene Wein mundet. Wir nehmen die halbvolle Flasche mit aufs Zimmer.

Weiterlesen...

StartseiteSitemapKontaktImpressum und Datenschutzerklärung